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Ich will einfach wieder an einem Spiegel vorbeilaufen, ohne mich vor der Person in der Reflektion zu ekeln, mich zu erschrecken oder sie einfach nicht zu erkennen. Da steht ein Mädchen, ein kleines zierliches weibliches Etwas im Spiegel. Und wer steht vor dem Spiegel? Ein Junge, der die Person im Spiegel nicht wiedererkennt. Ich will irgendwann an den Punkt kommen, wo ich dem kleinen Mädchen sagen kann „Es wird besser. Ich habe es geschafft.“ Nur wie, ich weiß nicht, wie ich zu diesem Punkt kommen soll? Ich könnte ihr auch nicht sagen, dass sie zu diesem Punkt kommen wird. Sie wird „nicht mehr leben“ wenn ich soweit bin, dass ich mich im Spiegel selber wieder erkenne. Nur bröckelt Ihre Fassade immer mehr, hinter dem kleinen Mädchen kommt immer mehr ein Junge zum Vorschein, der diesen Körper nicht versteht. Warum muss ich diesen Körper haben? Warum? Ich will ihn nicht! Ich will nicht dieses Mädchen sein und doch kann ich dieser Rolle nicht entkommen, dieser Fassade nicht entkommen. Ich will irgendwie ausbrechen. Nur aus was ausbrechen? Wenn ich mir darüber klar wäre, bliebe noch das wie. Ausbrechen aus diesem Körper, diesem Umfeld, dieser Gesellschaft? Oder nicht mal dieser Gesellschaft aber aus meinem aktuellen Leben. Ich will das nicht mehr, ich kann das nicht mehr! Zugleich habe ich aber auch Angst vor Veränderungen. Ich will das traurige Mädchen in mir in den Arm nehmen und ihr sagen, dass es nicht ihre Schuld ist, dass ich sie nicht akzeptieren kann, so wie sie ist. Genauso will ich mich auch bei dem Jungen dafür entschuldigen, dass er in einem fremden Körper zum Mann werden muss.
geschrieben von: Elay
Mal ein Beispiel: Ich baue einen Kreis an Fernsehern auf, schalte sie alle an, mache sie alle auf dieselbe Lautstärke. Das klingt anstrengend für euch? Was ist, wenn ich zusätzlich auf jedem ein anderes Programm anmache? Und jetzt übertragt das auf den Alltag, 24/7 und ohne Pause. Wie würdet ihr im Alltag zurechtkommen, große Umsteigebahnhöfe nutzen oder ganz simpel jeden Tag in die Schule und in eine Klasse mit 28 Mitschülern gehen. (28 Mitschüler ist zum Glück ein Ding der Vergangenheit) Für mich oft ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn alles zu viel wird schaltet mein Körper ab und kaum etwas geht noch. Der Frankfurter Hauptbahnhof ist für mich einfach nur Folter. Das Licht seltsam, zu viele Gerüche, und für mich viel zu viele Geräusche. Relativ schnell habe ich meine Belastungsgrenze erreicht. Und was bedeutet das? Naja, einfach gesagt versinke ich in mir selbst und bin kaum noch ansprechbar. Genauer gesagt schaltet mein Kopf ab und hört auf, „normal" zu funktionieren. Ab einem bestimmten Punkt verliere ich die Orientierung, kann nur noch Einwortsätze stammeln oder gar nicht mehr reden. Oft verstehe ich dann auch nicht mehr, was andere mir sagen und allgemein werden alle eh schon starken Reize noch intensiver und überfordern mich noch mehr. Aus dieser Situation komme ich ohne Hilfe nicht mehr allein raus. Ich weiß nicht mehr, an welchem Gleis ich stehe oder wo der Ausgang ist. Geschweige denn, wann mein Zug kommt, in den ich einsteigen muss. Ich bin in dem Moment völlig hilflos und auf andere angewiesen. Aber bleib weg, wenn du ein Fremder bist. Wenn man mich als völlig Fremder berührt, wird alles nur schlimmer. Selbst bei meinem Partner ist das Einzige, was er tun kann, mir mit meinen Kopfhörern und der Musik helfen und mich dann vorsichtig in den Arm nehmen, bis ich zumindest wieder laufen kann und wer mich entweder in den Zug oder an einen ruhigen Ort bringen kann.
geschrieben von: Elay
Meine Community ist schrill und laut. Lange haben wir uns stark gemacht und tun es immer noch. Wir zeigen mit Stolz die verschiedensten Farben in allen Kombinationen. ->Das Wichtigste: Auffällig sollte es sein, halt so bunt und schrill wie möglich. Wir wollen Aufmerksamkeit, wir organisieren Feiern und Arbeiten eifrig, wie sonst selten, auf die Parade hin. Planen, verwerfen und fangen wieder neu an zu planen. Und das alles, um Rechte zu erkämpfen, um Sicherheit normal werden zu lassen und die Freiheit von jedem sicherzustellen. Auch von denen, die nicht selbst für sich eintreten können. Für all das machen wir uns stark. Einige jeden Tag und andere an bestimmten Veranstaltungen. Doch, egal wann, wo und wie oft: Jede einzelne Stimme ist unfassbar wichtig.
geschrieben von: Elay
Und wieder stehe ich vor der Wahl, mich für die pinke oder blaue Box zu entscheiden. Aber noch immer passt nichts. Wie ein T-Shirt, aus dem man schon lange rausgewachsen ist, es aber am liebsten weitertragen würde, denn es fühlt sich so vertraut an. Deshalb presse ich mich immer in die pinke Box. Ich weiß, dass sie schon lange nicht mehr richtig passt. Aber es fühlt sich so vertraut an, wie Zuhause. Gleichzeitig weiß ich, dass ich etwas Neues brauche. Die blaue Box sieht so toll aus und sie passt viel besser, aber auch da fühlt es sich an, als wäre sie an den Schultern etwas zu klein. Kann ich nicht beide Boxen mit einer Armlänge Abstand halten und vielleicht auch mal komplett zur Seite legen, wenn es gerade absolut nicht passt. Oder mir eine eigene kleine, aber passende, Box selbst bauen?
geschrieben von: Elay
Das Wort unverwechselbar bedeutet für mich, dass jeder auf seine Art und Weise wundervoll und wertvoll ist. Egal, ob man Fehler macht oder nicht. Unverwechselbar heißt aber auch, dass nicht jeder gleich ist, was auch in Ordnung ist. Das Wort unverwechselbar gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere, Pflanzen, Blumen oder Bäume. Viele sagen, dass jedes Tier gleich sei oder jede Blume oder was auch immer. Das stimmt aber nicht. Jedes Tier oder Lebewesen oder Blume oder Pflanze sind unverwechselbar. In dem Buch „Le petit prince“ oder auf Deutsch „Der kleine Prinz“ wird das super erklärt. Als der kleine Prinz den Fuchs kennenlernte, war er für ihn einfach nur ein Fuchs. Genauso wie jeder andere Fuchs. Aber wenn man eine Verbindung aufbaut und Zeit reinsteckt für das Tier, dann ist es unverwechselbar. Weil man eine Verbindung aufgebaut hat. Zwar sieht er so aus wie jeder andere Fuchs, ist aber trotzdem anders vom Charakter her oder von der Eigenschaft. Das bedeutet für mich auch unverwechselbar. Es sieht zwar so aus wie jede andere Sache, aber von der Eigenschaft, Verarbeitung oder Charakter ist es unverwechselbar.
geschrieben von: Melanie Schleiter
Steht doch die Welt durch die Menschheit in Flammen, dann versuch jetzt durch Gott, Tränen zu Freude zu verwandeln. Egal, ob artig, unartig, eigenartig, großartig: Für mich steht fest, du bist einzigartig! So wie jeder neue Morgen neue Hoffnung gibt, so bringt jeder Mensch eine neue Möglichkeit mit sich. Ein jeder Sonnenaufgang ist so schön, wie man ihn sieht, genau wie ein Mensch, egal, ob wie vom Winde verweht. Ob anmutig wie ein Pfau, stark wie ein Bär oder weise wie eine Eule: So schenkt uns der Stolz über unsere Einzigartigkeit Selbstvertrauen, weil man weiß, dass es niemanden gibt wie einen selbst. Es gibt uns Freude, um neue Möglichkeiten und Wege zu finden. Das gibt uns Rückhalt, weil man sicher sein kann, dass die Einzigartigkeit dich auffängt. Es erfordert Mut, sich von der Masse abzuheben und seinen eigenen Weg zu gehen. Aber sie bietet so vieles. Die Freiheit, sich nicht an Regeln halten zu müssen, um selbstbestimmt zu leben. Und das Gefühl, geliebt und akzeptiert zu werden, trotz – oder gerade wegen – der Einzigartigkeit. Ich kann nicht genau sagen, wann es begann, aber irgendwann in meinem Leben habe ich mich in die Idee verliebt, meine Gefühle auf Papier festzuhalten und sie dann an den Menschen meiner Träume zu senden. Vielleicht liegt es daran, dass ich damit etwas Bleibendes schaffen kann. Etwas, an das ich mich erinnern kann. Mein Text ist das Ergebnis dieses Verlangens. Die Einzigartigkeit schillert in dem, was dich von anderen unterscheidet. Denk immer daran.
geschrieben von: Janusch Neirich
Depression ist traurig sein, ohne spezifischen Grund.
Depression ist Frust und Wut, über alles und jeden, bis es sich anstaut und du explodierst.
Depression ist, dich taub und benommen zu fühlen.
Depression ist gähnende Leere, die droht, dich zu erdrücken.
Depression ist, aufzuwachen und dir zu wünschen, du wärst tot. Nicht mal unbedingt der Wunsch, dir selbst das Ende zu verschaffen, sondern einfach nur tot sein zu wollen.
Depression ist, nur halbwegs zu funktionieren, auf Kippen, Rockstar Energy, Migränetabletten und zwei Stunden Schlaf.
Depression ist, bis drei Uhr morgens wach zu liegen, dich herumzuwälzen und den Kopf nicht ausgeschaltet zu kriegen.
Depression ist, selbst die Dinge fallen zu lassen, die dir sonst Spaß machen, weil du keine Motivation mehr findest.
Depression ist das Wissen, dass du noch viel zu viel zu tun hast und allein bei dem Gedanken daran schon kotzen willst.
Depression ist, dein eigenes Leben aus deinen Händen gleiten zu sehen und nichts dagegen tun zu können.
Depression ist, dich gefangen zu fühlen, in dir selbst und deiner Umgebung.
Depression ist, so lange ins Leere zu starren, bis du bemerkst, dass dir die Augen wehtun.
Depression ist, dich wertlos und nutzlos zu fühlen, was auch immer du tust.
Depression ist, nie gut genug zu sein, egal wie sehr du dich anstrengst.
Depression ist, ständig zu lächeln und lauter zu lachen, als sonst – um bloß keine Schwäche zu zeigen.
Depression ist, am Abend heulend einzuschlafen und am Morgen heulend aufzuwachen.
Depression ist, mit Komplimenten nicht umgehen zu können, weil du sie selbst nicht glaubst.
Depression ist ein ständiges „Das wird schon wieder“ von allen, die dir wichtig sind.
Depression ist, dich auf nichts mehr konzentrieren zu können.
Depression ist das Gefühl, den Menschen, die du liebst, zur Last zu fallen.
Depression ist komplette Überforderung bei den kleinsten Kleinigkeiten.
Depression ist, dich nie wirklich verstanden zu fühlen, egal wie deutlich du versuchst, dich zu erklären.
„Depression ist wie ersticken. Während du alle anderen um dich herum atmen siehst.“
geschrieben von: MIND TRASH
Es ist so magisch
Wenn wir uns berühren
Jedoch auch tragisch
Wozu kann es führen?
Doch wenn wir uns absolut nicht berühren
Wie soll ich da deine Liebe spüren?
Woher soll ich nur wissen, wie du denkst?
Wenn du deine Berührungen nicht mir schenkst?
Allein gelassen in einem anderen Land
Bin ich wie von dir weg gebannt
Weg von deiner Liebe wie verbannt
Als hättest du dich an mir verbrannt
Unsere Liebe nur als Päckchen versandt
Raubt es dir nicht auch den Verstand?
Voneinander getrennt zu sein
Und das Verlangen ist so stark
Doch ich bleibe stets allein
Obwohl ich dich so sehr mag
Ich will jetzt bei dir bleiben
Und nie mehr fortgehen
Lass uns nicht mehr leiden
Ich will dich sehen
Aber auch deine Nähe genießen
Ohne Angst, du verschwindest
Obwohl es versucht, mir den Tag zu vermiesen
Dass dich jemand anderes findet
Jemand, der dir immer nahe ist
Damit du nicht mehr alleine bist
Und ich bleibe auf der Strecke
Bin langsam wie eine Schnecke
Und kann dich nie erreichen
Du bist weg
Und zurück bleibt der Schmerz
In meinem gebrochenen Herz
Was hat es noch für einen Zweck?
Ich bin damit nicht zu vergleichen
Unsere Liebe ist vergessen
Und ich war niemals da
Ich fang an zu essen
Und alles ist wieder, wie es war
Liebe scheint unmöglich
Und Hoffnung ist verloren
Ich bin jetzt untröstlich
Wie umsonst geboren
Lieben ist so hart
Und doch auch wunderschön
Herzflattern, so zart
Und doch zu spät gesehen
Gib die Hoffnung niemals auf
Schau nach vorn und nicht zurück
Öffne dein Herz, die Liebe wartet darauf
Augen auf und riskiere einen Blick
Denn lang verloren gebrochene Herzen
Überwinden jedes Schmerzen
Die Zeit heilt alle Wunden
Und schon hast du neue Liebe gefunden
Gib nicht auf
Und sei bereit
Pass gut auf
Bald ist’s soweit
Die Liebe findet dich
Und vielleicht findest du mich
Sonst würden unser beiden Seelen
Doch einander fehlen
Lass es zu und hör auf zu denken
Dann wird jemand kommen
Und dir Liebe schenken
Lass es auf dich zukommen
Ich liebe dich, mein Schatz
I love you, my darling
Je t'aime mon amour
Te quiero, mi amor
geschrieben von: Anonym
Rauschende Bäume, das Plätschern eines kleinen Baches, das Zwitschern der Vögel und der Geruch nach Wald.
Tannenduft, Moos, einfach ein Waldgeruch! Das kommt mir in den Sinn, wenn ich an meine Heimat denke.
Aber auch noch viele andere Sachen – hohe Berge, steile Straßen. Wenig Industrie, wenig Lärm. Nur ab und zu ein Auto, das vorbeifährt.
Und natürlich das Essen, das wunderbare fränkische Essen. Riechst du das auch? Ein Schweinebraten – mit Spinat, Knödeln und Salat.
Und dazu ein eiskaltes, fränkisches Kulmbacher Bier.
Ich sitze in einem Biergarten, an einer richtigen Biergarnitur mit einer blauweißen Tischdecke, bayerischer Art. Die Sonne scheint und um mich herum sitzen Leute, die das Wetter genießen und sich ebenfalls auf ihren Schweinebraten freuen.
Um an den Ort hinzugelangen, muss man erst G'schteinig durchlaufen. Erst geht's den Berg runter, dann geht es ein Stück an einer Nagelfabrik vorbei, über eine kleine Brücke und dann läuft man eigentlich nur noch an einem kleinen Fluss entlang. Der entspringt im Fichtelgebirge.
Im Gegensatz zum Main ist der winzig. Aber der Main entspringt auch in meiner Heimat.
Manche fragen sich jetzt, wie ich auf den Main komme.
Das ist ganz einfach erklärt: Ich wohne in Hessen. Eine Fränkin in Hessen – ein sehr komisches Bild.
Wenn ich so drüber nachdenke, ist es ein ganz schön großer Kontrast zwischen Hessen und Franken.
Aber kommen wir zurück zum Thema:
Wie bin ich nach Hessen gekommen?
Die Geschichte ist eigentlich nicht lange. Meine Mama hat damals in Franken keine Arbeit gefunden. Also es gibt schon Arbeit, aber man muss fast 60 km fahren und irgendwann geht man ja bloß noch für die Nebenkosten und das Benzin arbeiten.
Außerdem hatte meine Mutter damals jemanden in Hessen kennengelernt und sich dann dort nach Jobs umgeguckt. Sie hatte dann einen guten Job gefunden und ist in die Nähe von Darmstadt gezogen. Kurze Zeit später habe ich meine Zelte in Franken abgebaut und bin ihr nachgezogen.
Und jetzt lebe ich schon seit sechs Jahren als fränkische Hessin.
Es ist anders. Hessen ist ein totales Flachland. Also zumindest unten bei mir rund um Darmstadt. Die so genannte „Bergstraße“ ist für mich nur eine Kette kleiner Hügelchen. Das ist quasi noch Flachland. Auch der Wald hier ist eigentlich kein richtiger Wald und ich kann auch sagen, warum. Ich war ein einziges Mal mit meiner Mama in einem so genannten „Wald“ in Hessen und ich war sehr enttäuscht: Es stehen nur Laubbäume da. Keine Fichten, kaum Nadelbäume, nur Laubbäume. Wir waren schwammern, das ist Pilze suchen, und haben Schwammer entdeckt, die wir noch nie in unserem ganzen Leben gesehen haben: Mutierte Hessenschwammer! Weißt Du, wie die ausgesehen haben? „Guck mal, das sind Rotkappen“ hat meine Mutter gesagt. „Des sind doch keine Rotkappen!“ habe ich geantwortet. Wir wissen bis heute nicht, was das für hessische Schwammer waren.
In meiner Anfangszeit als fränkische Hessin hatte ich einen krassen Kulturschock:
In meiner neuen Klasse saßen auf einmal viel mehr Menschen aus anderen Kulturen und Religionen. Das war mir fremd. Zuhause gab es das kaum.
An meiner alten Schule gab es kein einziges Mädchen mit Kopftuch. In meiner Klasse war nur ein Junge türkischer Herkunft. Er ist in Ethik gegangen, das weiß ich noch. Ich bin erst in Hessen dann in Ethik gegangen. Ich bin Atheistin. Ich glaube an nichts. Obwohl ja Bayern eigentlich sehr religiös ist.
In Bayern ist das so: Das Bayernland ist katholisch und das Frankenland ist evangelisch. Hier und da gibt es dann noch ein paar mit anderer Religion.
geschrieben von: Anonym
Hallo du, ich möchte dir was sagen: „Du bist.“ Du fragst dich wahrscheinlich, was du bist. Ob du toll bist, ob du schön bist, ob du gut bist, ob du dünn bist, ob du schlau bist, ob du nett bist … Vielleicht auch ob du böse bist, ob du hässlich bist, ob du doof bist, ob du kacke bist… Ich hoffe nicht, aber was auch immer du dir vorstellst, du fragst du dich bestimmt, was ich dir mit „Du bist.“ sagen möchte. Und ich sage dir, damit bist du nicht allein. Tippe ich „Du bist“ in das Google-Suchfeld ein, macht die Suchmaschine mir eine Menge Vorschläge, was ich gemeint haben könnte. 1. Du bist mein Leben. 2. Du bist kein Werwolf 3. Du bist Hammer. 4. Du bist der geilste Ort der Welt. 5. Du bist mein Visum 6. Du bist das Beste was mir je passiert ist. 7. Du bist doof. Wenn selbst Google weiß, dass da noch was kommen muss, da fehlt doch dann auch wirklich was?! Um genau zu sein die ganze Hälfte des Satzes. Wenn das so ist, dann ist „Du bist.“ ein unfertiger Satz. Er klingt, als müsste noch was kommen. Er ist so durchweg unvollkommen. Aber stimmt das denn überhaupt? „Ein Satz muss mindestens aus einem Subjekt und einem Prädikat bestehen.“, sagt mein Deutschheft aus Klasse 2. Demzufolge ist „Du bist.“ nach den grammatikalischen Kenntnissen meiner Grundschulzeit ein vollkommener deutscher Satz. Aber wenn das Ganze so einfach ist, dass das sogar mein siebenjähriges Ich wusste, warum denke ich heute, dass da trotzdem noch eine Menge fehlt? Was Gutes oder Schlechtes, irgendwas, das einfach eine Aussage hat. Etwas Erklärendes, ein Wie-Wort. Ein sogenanntes Adjektiv, dass das „Du bist“ nicht so im Raum stehen lässt – so unfertig. Etwas, das dieses simple Sein ergänzt. Aber wenn man mal überlegt, ist nicht alles Ergänzende gleichzeitig auch etwas Einschränkendes? „Du bist.“ ist doch ohne alles Folgende viel aussagekräftiger. Der Satz ist nicht unvollkommen, er ist das Vollkommenste, was es gibt. Denn Vollkommenheit entsteht ja nicht, wenn nichts mehr hinzuzufügen ist, sondern wenn nichts mehr hinfort genommen werden kann. Weil es so essenziell ist. Und das bist du auch. „Du bist.“ schließt alles ein und nichts aus. „Du bist.“ umklammert alles und klammert nichts aus. Alles auf dieser Welt, oder zumindest das meiste, hat seinen Preis. Aber du hast nicht einen bestimmten Wert. Ich streiche den Artikel: Du hast unendlichen Wert. Nicht weil du machst, sondern weil du bist. Du warst nicht gestern mal was gewesen, du musst morgen nichts werden. Und du wirst am Ende deines Lebens nichts gewesen sein müssen. Denn: „Du bist.“ steht im Präsens. „Du bist.“ kann die Erklärung von Vielem sein. Warum ich dich mag, warum du lebst, warum du so bist wie du bist. Nicht nur jeder Mensch ist ein „Er ist.“ oder ein „Sie ist.“, sondern auch ich. Ich bin. Es ist so einfach, aber es ist die Antwort auf alles. Ich muss mir nichts verdienen oder beweisen. Ich bin und das kann mir keiner nehmen. Ich kann mein Sein nicht mit Erfolg, Geld, Schönheit – oder was auch immer – ergänzen. Ich bin. Ich binner. Ich am binnstern. „Ich bin.“ Kann man nicht steigern. Ich kann nicht mehr sein als ich zu sein. Es gibt nicht mehr! Es gibt nicht weniger! Für jeden. Jeder ist gleich, denn jeder ist ein „Ich bin.“ Du bist und kannst nicht mehr werden, weil du schon alles bist. Und auch wenn das jemand nicht sieht, nicht erkennt, es ändert niemals etwas daran, dass du es bist. Du bist. Da fehlt nichts, denn es gibt nichts zu vervollständigen. Das ist schon vollständig. Du bist vollständig. Weil du bist. Und wenn du verstehst, dass du vollständig bist, dann wirst du nicht immer weiter nach den Dingen suchen, die den „Du bist“ Satz vervollständigen könnten. Dann wirst du verstehen, dass alles, was du bist, du immer bei dir hast. Kein Mensch kann dir dein Du-selbst-Sein wegnehmen. Du bleibst so wie du bist. Und weil Zweite Person Singular des Wortes „sein“ im Präsens vollkommen ist, bist du das auch. Und das nur, weil du bist.
geschrieben von: Marja
Ich hab dieses Thema als Teenie gehasst. Für viele kann es gut sein und für manche ist es der Untergang von allem. Bei mir war es beides, aber näher am Untergang.
Heute beneide ich die, die den Mut haben sich nicht zu verstellen, sich selbst zu lieben oder einfach stolz sind auf das was sie sind.
Damals war es mir nicht gegönnt denke ich heute. Mein Outing war mit stolzen 14 Jahren, bei der Nr.1 aller Vertrauenspersonen in meinem Leben: meiner Mutter.
Sie hat es absolut gut aufgefasst. Ihre Reaktion auf meine Frage: »Mama, was wäre, wenn ich bi wäre?«, war lediglich »Bi gibt's nicht, du bist schwul!«
Ich war begeistert von ihrer Offenheit und habe mich wohl gefühlt, obwohl ich Zweifel hatte und dem Braten nicht getraut hatte, aber das war einfach ICH. Skeptisch durch und durch.
Im Nachhinein war es eine dumme Idee, die mein Leben verändert hat.
Leider nicht zum guten. Meiner Ansicht nach, wenn jemand so etwas in Erfahrung bringt, schweigt man darüber, wie bei einem Coming Out.
Meine Mutter war nicht dieser Ansicht nicht. Das erstbeste was sie gemacht hat, war es meiner Familie und in ihrer Kneipe zu erzählen… Was folgte war Mobbing in der Schule, soziale Ängste und das Abkapseln von den Menschen in meinem Umfeld.
Ich habe begonnen mich zurückzuziehen und bin abgestürzt.
Meine Sexualität wurde erschüttert. Meine Selbstachtung wurde zerstört. Vom Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein will ich überhaupt nicht anfangen.
Ich hab mich gehasst. Dieser Hass begann zu wachsen und dieser Hass bestärkte meine schlechten Gefühle.
Das Coming Out ist wichtig für einen selbst, aber nicht wichtig für die Gesellschaft.
Coming Out heißt nicht sich selbst davon zu überzeugen, dass Man Selbst Sein , richtig oder falsch ist, sondern sich selbst zu akzeptieren.
Egal ob aus religiösen Gründen oder kulturellen oder was auch immer.
Selbst wenn die Eltern Homophob sind. Das ist kein Grund bzw. sollte keiner sein!
Outen sich Heterosexuelle? Nein, wieso auch? Ich habe mal einen Spruch gehört, der mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist.
Dieser Spruch hat meine Denkweise verändert. Egal ob eure Eltern euch hassen oder euch sogar rauswerfen würden.
Das mag schlimm sein, aber glaubt mir:
Das ist nicht so schlimm, wie Selbsthass, der in euch wächst und gedeiht.
Dieses Leben wollt ihr nicht.
Mein Text soll euch nicht zeigen wie scheiße mein Leben ist oder mein persönliches Outing widerspiegeln.
Viel mehr will ich euch zeigen, auf was es wirklich ankommt.
Entdeckt euch selbst. Habt keine Angst vor Neuem oder dem ausprobieren.
Lebt euer Leben wie ihr es wollt. Seid egoistisch und folgt eurem Weg und nicht dem eines anderen. Egal in welchem Alter euer Coming Out stattfindet, ist es ein guter Schritt in Richtung Selbstverwirklichung. Oben hab ich geschrieben, dass ich das Thema gehasst habe. Tatsächlich ist es auch heute noch so, weil ich es unfair finde, dass wir uns Outen “müssen”… Wieso wir? Als eine Art Bestätigung, dass wir akzeptiert werden oder soll es eine Warnung sein an die anderen Menschen in unserem Leben?
Für mich klingt das meistens so…
Denke ich an das klassische Coming Out Gespräch: “Mama, ich bin schwul.”
Ich stell mir dabei vor, wie ich da sitze und innerlich sterbe und meine Mutter warne mit diesen Worten. »Mama, du kriegst von mir keine Enkel, es tut mir leid«…
So spielt sich das in meinem Kopf ab. Schrecklich und kein gutes Coming Out.
Die genaue Übersetzung des Wortes hasse ich ebenfalls. Ich habe meistens das Gefühl, dass manche das Wort zu ernst nehmen. Coming Out heißt für mich so viel wie Ausbrechen. Aber nicht als Gefangener, sondern einfach aus sich selbst ausbrechen.
Der sein, der man sein will.
Das Leben ist zu kurz um sich den Kopf zu zerbrechen, ob das gut oder schlecht für einen ist. Mein Wunsch ist, dass wir bald in einer Welt leben, in der ein Coming Out nicht mehr notwendig ist. Es sollte egal sein, zu was sich jemand hingezogen fühlt. Solange niemand verletzt oder zu etwas gezwungen wird, sollte jede Liebe erlaubt sein.
Nicht mal ein Gott, hat das Recht zu sagen, wen ich lieben darf und wen nicht!
Ich bin kein Einfaltspinsel, der naiv oder dumm ist… Mir ist klar, dass ein Outing nicht leicht ist und jede/r, der es versucht, Kraft braucht. Die Überwindung für diesen Schritt ist gigantisch! Aber genau das ist es, was einen in diesem Moment ausmacht.
Jeder der über diese Abschnitt nachdenkt, ist auf dem richtigen Weg.
Die Erkenntnis über diese Kraft sollte jedem bewusst sein. Es bedeutet Stärke, Mut, Ehrgeiz und vieles mehr.
Das zu realisieren ist wichtig. Weil genau das von Nöten ist, beim Outing. Und einem diese letzte notwendige Kraft auch verleiht!
Das Outen bedarf Kraft, die bereits da ist, wenn darüber nachgedacht wird!
Das Outen sollte kein Grund für Angst sein, sondern ein Grund zur Freude!
Das Outen ist keine Pflicht! Das Outen ist kein Tabu!
Das Outen muss nicht gut laufen, ist es wichtig, dass dieser Schritt gemacht wurden ist.
Das Outen verändert das Leben, egal ob gut oder schlecht!
Das Outen verändert einen, aber die gute Veränderung sollte im Fokus sein!
DU BIST WAS DU BIST! DU BIST WAS DU SEIN WILLST! DU BIST EINZIGARTIG!
DU KANNST STOLZ AUF DICH SEIN! DU KANNST DICH SELBST LIEBEN!
WAS ANDERE SAGEN IST EGAL! DU MUSST NUR DIR GEFALLEN!
DU MUSST NUR DEINEN WEG GEHEN!
LEBE DEIN LEBEN UND LASS DICH NICHT VON ANDEREN ABHALTEN!
WENN DU DICH OUTEN WILLST, HAST DU BEREITS DIE KRAFT DAZU! NUTZE SIE!!!
geschrieben von: Tobias Moritz